Dann ist es ja gar nicht so schlimm
- Admin
- 25. Apr. 2017
- 6 Min. Lesezeit

Also ich gehöre zu den Menschen die nicht schnell jammern.Also ich meine jetzt nicht das normal beklagen über tägliche Situationen wie das das Wetter mal wieder scheiße ist oder das die Steuern zu hoch sind :-) Ich meine die Körperlichen Klagen.
Und wenn wir mal ehrlich sind, kann kein anderer Mensch deine Schmerzen wirklich nachvollziehen. Selbst wenn jemand in der gleichen Situation steckt, heißt das noch lange nicht ,das er die gleichen Symptome oder Schmerzen hat wie man selbst. Also denke ich, was nützt es jemand anderem zu erzählen oder zu versuchen ihm detailgetreu zu vermitteln wie es mir gerade geht.Es macht ja die Situation oder die Schmerzen ja auch nicht besser.Klar berichte ich auch meiner Familie und meinen Freunden wie es mir geht , auch wie die Schmerzen sind oder wie sie waren . Aber was ich gemerkt habe ist, wenn ich Menschen treffe die nicht zu meinem engsten Kreis gehören und mich fragen wie es mir denn geht, das das mittlerweile eine seltsame Situation für mich ist.Denn sage ich gut ,werde ich erstmal entsetzt angeschaut.1. Jetzt muss ich das "gut "mal kurz erläutern : Also ich habe immer noch Schmerzen, bin aber dank Schmerzmitteln gut eingestellt.Dank der Bestrahlung kann ich das Bein auch wieder bewegen.Aber selbst mit Schmerzmitteln merke ich noch vieles. JETZT das große ABER. Aber es war auch schon viel viel schlimmer.Das ich ohne Hilfe nicht gehen konnte, ohne meinen Mann keine Socken anziehen konnte .Selbst duschen war eine Herausforderung.Ich hatte solche Schmerzen das ich trotz Opiate morgens noch Schmerztropfen nehmen musste das ich überhaupt aufstehen konnte. ALSO geht es mir jetzt doch gut.2.Natürlich habe auch ich Nebenwirkungen , aber ich finde das alles nicht so schlimm das man da andauernd drüber jammern müsste.Ich habe das Glück ( und natürlich die richtigen Tabletten) das es mir z.b. bei der Chemo nie schlecht wird.Es gibt ganz bestimmt auch andere Chemos wo es nicht so gut laufen würde.Keine Ahnung . Ich kann ja nur von meiner reden. Auch bei der hochdosierten war das so.Natürlich merke ich die Chemie in meinem Körper.Auch das doofe Kortison von dem ich immer Wassereinlagerungen bekomme. Was ich merke ist, das es mir Schwindlig wird ( vor allem wenn ich zu wenig getrunken habe) ABER ich finde das jetzt nicht Dramatisch. Was mir Hilft ist immer Bewegung und viel trinken.Das schlimmste ist sich dem ganzen zu ergeben und sich hinzulegen.Dann merke ich oft einen Druck über den Kopf und auch mal im Magen und das mein Herz ab und zu schneller schlägt . ABER auch das finde ich nicht Dramatisch.Ich sage mir dann immer, das das auch gleich wieder weg geht, und so ist es dann ja auch. Und wenn das mal nicht so ist ,ist immer noch mein Arzt da der mir weiterhelfen könnte.Verstopfung ( das sind natürlich Themen über die keiner gerne redet ;-) ) hatte ich 2x. O.K. das war wirklich ätzend.Ich dachte auch nicht das sowas so schlimm sein kann.ABER siehe da, auch das ging vorbei.Müder bin ich und nicht mehr so belastbar wie vorher.In diesem Fall versuche ich durch Bewegung (vor allem draußen wenn es geht) das ganze in den Griff zu bekommen.Und wenn es mal zu heftig ist dann wird halt ne Stunde geschlafen.Knochenschmerzen sind mal mehr mal weniger.Manchmal auch so das ich nachts aufstehe und Schmerztropfen holen muss.Aber das ist mittlerweile nicht mehr so oft.Es kann halt immer noch jeder Zeit was brechen.Meine Knochen sehen aus wie beim Schweizer Käse.Die Oberschenkel sind im Prinzip hohl.Die Rippen waren gebrochen und sind wohl wieder zusammen gewachsen.Aber immer wenn es an den Rippen schmerzt, weis ich nicht ob schon wieder eine angebrochen ist ,oder ob es etwas anderes ist.Was soll ich sagen Krebs ist halt Scheiße, aber wenn er dir auch noch die Knochen auflöst ist er halt doppelt scheiße.Aber nützt es mir was wenn ich jetzt darüber jammere ? Außer das es verlorene Zeit und Energie ist.Aber wenn ich jemandem sage das es mir gut geht ,hatte ich auch schon gehört das es dann ja wohl nicht so schlimm wäre (Oder es wird gemeint das ich bald wieder Arbeiten kann) Eigentlich ist es mir ja auch egal was andere denken.Aber das Wort EIGENTLICH sagt es schon, ganz egal ist es mir wohl auch nicht.Kann Krebs überhaupt - "nicht schlimm "sein? Er greift ja egal wann immer extrem in dein Leben ein.Mal mehr mal weniger.Aber allein der Gedanke das man sich das erstmal ernsthaft mit seinem Tod auseinander setzten muss ist schon schlimm genug.Auch das Drumherum .
Was er konkret bei mir verändert hat:
1.Ich bin ein selbstständiger Mensch der kaum Hilfe braucht, auch wenn es mal schwer wird.Und dann brauchst du für alles Hilfe.Fahren,Anziehen,u.s.w.
2..Habe ich mein geliebtes Auto verkauft, mein Audi TT der genau so war wie ich ihn immer haben wollte.Aber ich konnte fast nicht ein und aussteigen, und da mein Bein kaum zu bewegen war konnte ich auch nicht mehr fahren.Jetzt habe ich ein Zweckmäßigen aber auch schönen Nissan Qashqai Automatik.Auch schön ,lässt sich prima fahren ,ist aber halt keine TT
3.Meine geliebte Arbeit , meine lieben Kunden die ich über so viele Jahre schon begleite . Unser Laden ist jetzt 15 Jahre jung und man hat sich ja was aufgebaut. Das vertrauen der Kunden ( dann kommt dazu das ich ein Perfektionist bin und eigentlich meine Kunden nicht von jemand anderem bedienen lassen möchte) Und natürlich auch das schlechte Gewissen das dein Geschäftspartner jetzt alles alleine Managen muss.Ich vermisse das Kreative , das Haareschneiden, das jeder Kunde anders ist, der Austausch mit meinen Kunden und meinen Kollegen.Die Vielfalt was unser Beruf mit sich bringt.
4.Habe ich vor 2Jahren mit dem Mountainbiken angefangen und auch wenn ich noch nicht so fit war und auch noch etwas ängstlich bei den Abfahrten hat es echt viel Spaß gemacht.Und jetzt zu wissen das mein MTB mindestens noch 1,5 Jahre unten im Keller steht, b.z.w mein Mann es als 2. Bike nimmt ist jetzt auch nicht so prickelnd
5.Seit Juni letzten Jahres hatte ich mich ja wieder im Fitnessstudio angemeldet und hatte eins gefunden was wirklich toll ist.Auch wenn es anstrengend war hat es so viel Spaß gemacht.Klar kann ich da irgendwann wieder hin . Aber es ist echt ätzend wenn du jetzt Zeit hast aber nicht gehen darfst.
6.Finanziell.Ich bin zwar Privatpatientin habe aber den kleinsten Tarif also ohne Chefarzt u.s.w.( was ich auch nicht unbedingt brauch) aber natürlich bekommt man nicht alles bezahlt.Z.B. trotz das ich ein angebrochenes Bein habe und ich am Anfang nicht alleine gehen konnte hat meine Krankenkasse den vom Arzt verordneten Rollator nicht bezahlt.Also selber kaufen.Mind 600 € im Jahr muss ich erstmal selbst bezahlen und dann kommen ja noch die Fahrtkosten die z.b. jeder andere bezahlt bekommt (Taxischein) . Das waren voriges Jahr 4 Wochen jeden Tag Bestallung ( in der hätte ich nicht selbst fahren können und wäre auf ein Taxi angewiesen gewesen)plus dann noch zur Chemo die ja seit November bis jetzt ist.Es ist eh schon sehr lästig das du erstmal die Rechnungen nach Hause bekommst , dann an die Krankenkasse senden schauen ob die alles bezahlen und wenn nicht muss man sich selbst darum kümmern.Das heißt Ärzte/ Labore anrufen sich beschweren, die korrigieren die Rechnung und dann überweisen.Und das alles wenn man eh schon nicht fit ist und eigentlich sich nicht über solche Sachen Gedanken machen möchte.Und das ganze natürlich vom Krankentagegeld was ja weniger ist als man vorher verdient hat.
7.Unsere Wohnung mussten wir komplett umstellen da wir unser Bett oben im Giebel hatten und ich nicht mehr die Treppe hoch kann.Auch mussten wir die meisten Bürosachen ins Wohnzimmer machen das ich hier die ganzen Unterlagen bearbeiten kann. Was natürlich nicht so schön aussieht und ich ja auch nicht so wollte.
8.Meine Haare.Als sie dünner wurden hab ich sie abschneiden lassen ,was sich im Nachhinein als echt gut herausstellte und mir sehr gut gefallen hat. Aber vor Homburg(hochdosierten Chemo mit Stammzelltransplantation) wurde es dann so schlimm und für Homburg wollte ich sie ja eh abrasieren.Das Nassrasieren zur kompletten Glatze finde ich immer noch schlimm.Nach Homburg waren dann auch leider meine Wimpern dran.Die Augenbrauen wurden dünner sind aber nicht alle weg.
Bei jedem ändert sich was , aber es ist auch die Zeit sich mal zurückzulehnen und sich zu fragen was wirklich wichtig ist.
Was die Zukunft bringt weis ja niemand von uns.Also Lebt.
コメント